- in Ernährungsmedizin by Katja
Krebs durch gesunde Ernährung vorbeugen

Meine Uroma ist mit 76 an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben, meine Oma bereits mit 64 Jahren. Diese Krebsart ist in meinen Genen festgeschrieben. Sowohl meine Uroma als auch meine Oma haben sich um ihre Ernährung nicht allzu viele Gedanken gemacht. Lässt sich Krebs mit einer gesunden Ernährung vorbeugen? Diese Frage beschäftigt mich schon länger, und heute stelle ich euch einige Fakten zu diesem Thema vor.
Experten zufolge sind mindestens 40% aller Krebsfälle vermeidbar, auch wenn sich nicht alle Krebsarten nur auf die Ernährung zurückführen lassen. Wissenschaftler der Harvard Universität halten sogar 75% aller Krebserkrankungen für vermeidbar. Ganz oben auf ihrer Liste der Ursachen für durch Krebs verursachte Todesfälle stehen Übergewicht und Ernährung (30%) und Rauchen (ebenfalls 30%). Der World Cancer Research Fund hat eine Liste mit generellen Empfehlungen zur Vorbeugung von Krebs erstellt. Dazu gehören:
- ein gesundes Gewicht beibehalten
- körperlich aktiv sein
- Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse essen
- Fastfood einschränken
- rotes Fleisch und Wurst einschränken
- gezuckerte Getränke einschränken
- den Alkoholkonsum einschränken
Alle sieben Empfehlungen sind reine Ernährungsempfehlungen, und ich möchte auf jede Einzelne gesondert eingehen.
Darum geht es in diesem Post:
Übergewicht und Krebs
Übergewicht kann neuesten Erkenntnissen zufolge das Risiko für eine ganze Reihe verschiedener Krebsarten erhöhen. Dazu gehören: Speisröhrenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs, Nierenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Magenkrebs, Krebs der Mundhöhle, Krebs des Rachens und des Kehlkopfes, Krebs der Gallenblase, Eierstockkrebs, und Prostatakrebs.
Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze, warum Übergewicht das Risiko für Krebserkrankungen erhöht. Folgende Faktoren werden diskutiert:
- Übergewicht geht oft einher mit chronisch erhöhten Entzündungswerten, die gerade im Magen-Darm-Trakt, der Gallenblase und der Leber zu bösartigen Wucherungen führen können.
- Fettgewebe produziert das Hormon Östrogen. Ein zu hoher Level davon kann besonders Brust-, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs fördern.
- Übergewicht geht einher mit einem erhöhten Insulinspiegel und einem erhöhten Spiegel von insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (IGF-1). Sowohl Insulin als auch IGF-1 fördern das Wachstum von Krebszellen im Dickdarm, der Niere, der Prostata, und dem Gebärmutterhals.
- Fettgewebe produziert ebenfalls Adipokine, hormonähnliche Botenstoffe. Einige davon (wie zum Beispiel Leptin) fördern Entzündungen und das Wachstum von Krebszellen.

Die Empfehlungen gehen dahin, das Gewicht lebenslang so niedrig wie möglich zu halten (auf jeden Fall unter einem BMI von 25) und einer Gewichtszunahme im Erwachsenenalter entgegen zu wirken. Einige Krebsarten treten auch schon bei einem Gewicht auf, das noch im Normalbereich ist – den BMI zwischen 20 und 23 zu halten ist darum ein wichtiges Ziel, um das Wachstum von Krebszellen nicht zu fördern. Mit einer Ernährung, die reich an Vollkorngetreide, Obst, Gemüse, und Hülsenfrüchten ist, und in der Fast Food keine Platz hat, erreicht man dieses Ziel am Besten.
Bei schon bestehenden Krebserkrankungen kann eine Gewichtsabnahme die Prognose günstig beeinflussen – insbesondere bei den Krebserkrankungen, die durch Übergewicht gefördert werden.
Ballaststoffreiche Lebensmittel und Krebs
Als gesichert gilt, dass der Konsum von Vollkornprodukten vor Darmkrebs schützt. Ballaststoffe schützen generell vor Darmkrebs, Eierstockkrebs, Gebärmutterhalskrebs, und bösartigen Tumoren des Magen-Darm-Traktes. Auch Obst und Kartoffeln haben einen schützenden Effekt, besonders im Hinblick auf Tumore der Luftwege und einige andere Krebsarten.
Ballaststoffe haben viele positive Eigenschaften, die vor Krebs schützen. Sie sättigen zum Beispiel langanhaltend und schützen damit vor Übergewicht. Außerdem sind sie in der Lage, schädliche Stoffe im Darm zu binden. Unsere guten Darmbakterien verstoffwechseln Ballaststoffe, die dabei entstehenden kurzkettigen Fettsäuren verhindern das Wachstum von Krebszellen im Darm. Die Empfehlungen lauten, pro Tag mindestens 30 g Ballaststoffe und mindestens 400 g Obst und Gemüse zu essen. Ich empfehle das Doppelte – je mehr desto besser.

Idealerweise enthält jede Mahlzeit entweder Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, oder eine Mischung aus diesen Lebensmitteln. Der Mix verschiedener sekundärer Pflanzenstoffen und Ballaststoffe macht den schützenden Effekt aus.
Fast Food und Krebs
Der regelmäßige Konsum von Fast Food fördert die Entstehung von Übergewicht und allen damit assoziierten Erkrankungen, inklusive der Krebserkrankungen. Es geht hier übrigens nicht nur um das klassische Fast Food wie Burger oder Döner. Gemeint sind alle hoch verarbeiteten Lebensmittel, wie weißes Mehl, Zucker, und Produkte, die viel Fett enthalten.
Folgende Lebensmittel gehören in diese Gruppe:
- stark verarbeitete Kartoffelprodukte wie frittierte Pommes und Chips
- Weißmehlprodukte wie Weißbrot, Nudeln, Pizza
- Kuchen, Torte, Kekse, Kleingebäck
- Süßigkeiten

Fast Food enthält aufgrund der starken Verarbeitung nur wenig Ballaststoffe und sättigt kaum. Als Folge davon isst man viel zu viel, der Überschuss wird in Fett umgewandelt. Die einfachste Möglichkeit Übergewicht zu verhindern, ist sich von vollwertigen, fettarmen, und überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln zu ernähren.
Rotes Fleisch, Wurst und Krebs
Der regelmäßige Konsum von rotem Fleisch und und verarbeitetem Fleisch wird von der WHO mit Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Prostatakrebs in Verbindung gebracht. Zu rotem Fleisch gehören Rindfleisch, Schweinefleisch, Ziegenfleisch, Lammfleisch, Hammelfleisch, Pferdefleisch und Kalbfleisch. Zu verarbeitetem Fleisch zählen Wurst, Würstchen, Salami und Schinken, auch wenn es aus hellem Fleisch hergestellt wurde (wie Geflügelwurst). Gerade beim Pökeln und Räuchern entstehen schädliche, krebserregende Substanzen.
Der Grund, warum rotes Fleisch die Entstehung von Krebs fördern kann, liegt an unterschiedlichen Stoffen, die darin enthalten sind. Dazu gehören Häm-Eisen, und die beim Erhitzen entstehenden Nitrosamine und polyzyklischen Kohlenwasserstoffe. Bei verarbeitetem Fleisch ist besonders das Salz problematisch. Verarbeitetes Fleisch wurde von der WHO als “sicher krebserregend” eingestuft.

Die Empfehlungen gehen nicht so weit, Fleisch komplett zu meiden – 3 Portionen fettarmes rotes Fleisch pro Woche (350 bis 500 g) werden als vertretbar, wenn auch nicht als notwendig für eine gesunde Ernährung angesehen. Wurst dagegen sollte komplett gemieden werden. Laut dem World Cancer Research Fund gibt es keine “sichere” Dosis für Wurst. Aufgrund des hohen Salzgehaltes ist verarbeitetes Fleisch nicht nur ein Risikofaktor für Krebs, sondern auch für Bluthochdruck und Herzerkrankungen.
Mit einer fleischfreien Ernährung bist du auf der sicheren Seite, und mit der richtigen Kombination von Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und grünem Gemüse kannst du problemlos deinen Bedarf an Eiweiß und Eisen decken. Lediglich Vitamin B12 muss bei einer rein pflanzlichen Ernährung ergänzt werden. Aber auch hier reicht es, auf Vitamin B12 angereicherte Pflanzenmilch zurückzugreifen.
Gezuckerte Getränke und Krebs
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Zucker Krebszellen “füttert”. Genau wie jede normale Zelle braucht eine Tumorzelle Nährstoffe, und dazu gehören neben Zucker auch Fett und Eiweiß. Den Krebs durch eine “zuckerfreie” (AKA Low carb Diät) auszuhungern, ist nicht möglich. Natürlich vorkommender Zucker in Früchten ist übrigens in jeder Hinsicht unproblematisch, und die in Obst enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe schützen sogar vor Krebs.
Anders sieht es aus mit raffiniertem Industriezucker. Besonders gezuckerte Getränke fördern die Entstehung von Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen – beides sind Risikofaktoren für Krebs. Welche Krebsarten das konkret sind, habe ich bereits weiter oben beschrieben.
Die Empfehlungen gehen dahin, keine gezuckerten Getränke zu konsumieren. Wasser, ungesüßter Tee und ungesüßter Kaffee sind geeignete Getränke. Kaffee schützt sogar vor Leber- und Gebärmutterhalskrebs.

Fruchtsäfte sollten ebenfalls nur in kleinen Mengen konsumiert werden, da sie wenig sättigen und zu einer überkalorischen Ernährung beitragen können. Zu Getränken mit Süßstoff gibt es keine direkten Empfehlungen, die Forschungsergebnisse sind nicht eindeutig genug.
Alkohol und Krebs
Alkohol schädigt unsere Zellen auf unterschiedliche Weise. Diskutiert werden derzeit folgende Ansätze:
- Ein Zwischenprodukt des Alkoholabbaus ist Acetataldehyd, das sowohl unsere DNS als auch Proteine dauerhaft beschädigt.
- Alkohol fördert die Entstehung freier Radikale, die unsere Zellen ebenfalls permanent beschädige können.
- Durch Alkohol wird die Resorption wichtiger Vitamine im Darm behindert.
- Der Östrogenspiegel steigt durch den Konsum von Alkohol, Östrogene stehen in Verbindung mit der Entstehung von Brustkrebs.
Wieviel Alkohol ist akzeptabel? Laut dem World Cancer Research Fund gibt es keine sichere Dosis – Alkohol sollte komplett gemieden werden. Der regelmäßige Konsum von Alkohol steht in Zusammenhang mit Krebs der Mundhöhle, des Rachens, der Speiseröhre, des Magens, des Dickdarms, der Leber, und Brustkrebs. Das Risiko potenziert sich bei gleichzeitigem Rauchen.

Es gibt keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen alkoholischen Getränken, Bier ist genauso schädlich wie Wein, Liköre oder Schnaps. Interessanterweise erhöht Alkohol immer das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, auch kleine Mengen sind schädlich. Natürlich steigt das Krebsrisiko mit der konsumierten Menge.
Weitere Forschungsergebnisse
Es gibt eine Reihe von weiteren Forschungsergebnissen, die ihren Weg noch nicht in die offiziellen Empfehlungen gefunden haben, die aber trotzdem wichtig genug sind, um darauf aufmerksam zu machen:
- der Konsum von Milchprodukten erhöht das Risiko für Darmkrebs
- gesalzener Fisch erhöht das Risiko für Nasen-Rachenkrebs
- durch Salzen haltbar gemachte Produkte erhöhen das Risiko für Magenkrebs
- Cholesterin ist ein eigenständiger Risikofaktor für mehr als 10 Krebsarten
Fazit: Krebs durch gesunde Ernährung vorbeugen
- Der beste Schutz vor Krebs besteht darin, nicht zu rauchen und ein Leben lang sein Idealgewicht beizubehalten.
- Der Konsum von unverarbeiteten oder wenig verarbeitete Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse schützt vor Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen, und einer ganzen Reihe von vermeidbaren Krebsarten.
- Rotes Fleisch sollte möglichst wenig gegessen werden, Wurst überhaupt nicht.
- Gezuckerte Getränke und Fast Food tragen zu Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen bei und fördern auf diese Weise Krebserkrankungen.
- Alkohol ist in jeder Menge krebsfördernd.
- Du kannst dein Krebsrisiko senken, wenn du dich gesund ernährst, auch wenn du eine genetische Vorbelastung für bestimmte Krebsarten hast.