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Essen gegen Alzheimer

Jedes Mal, wenn ich Schüler im Pflegepraktikum besuche, bin ich tief betroffen darüber, wieviele Senioren ihre letzten Jahre in tiefster Umnachtung verbringen. Momentan leiden in Deutschland ungefähr 1 Million Menschen an einer Demenz, zwei Drittel davon an einer Alzheimer-Demenz. Jedes Jahr erkranken bei uns ungefähr 150.000 Menschen neu. Weltweit sind es 50 Millionen Menschen, die an Demenz leiden, davon ca. 60-70% an Alzheimer. Pro Jahr kommen 10 Millionen dazu.

Vor ein paar Tagen hat die WHO einen Report über Alzheimer herausgebracht und Empfehlungen, wie man diese Krankheit vorbeugen kann. Nach ihren Hochrechnungen wird es 2030 circa 82 Millionen Fälle geben, und 2050 ungefähr 152 Millionen. Die WHO betont, dass Alzheimer nicht Bestandteil eines normalen Alterungsprozesses ist, sondern durch eine gesunde Lebensführung verhindert werden kann.

Symptome von Alzheimer

Alzheimer wurde von dem Arzt Alois Alzheimer entdeckt. 1901 wurde ihm die Patientin Auguste Deter vorgestellt. Ihr Mann brachte sie zu ihm, weil sie vergesslich war, desorientiert, und nicht mit dem Haushalt klar kam. Es stellte sich heraus, dass Auguste keine Orientierung über Zeit und Ort hatte, sie litt unter Stimmungsschwankungen und jammert viel.  Ein Satz, den sie immer wiederholte, war “Ich habe mich sozusagen verloren”. Sie war zu diesem Zeitpunkt erst 51 Jahre alt und verstarb 5 Jahre später. Alois Alzheimer gab dem Krankheitsbild den Namen “Krankheit des Vergessens”.

Im Frühstadium der Alzheimer-Demenz leidet vor allem das Kurzzeitgedächtnis. Die Betroffenen können sich auf eimal Namen nicht mehr merken, oder Passwörter. Verabredungen werden versäumt, sie verlieren das Zeitgefühl. Im mittleren Stadium lässt das Langzeitgedächtnis nach. Den Betroffenen fällt es immer schwerer, ihren Alltag zu bewältigen. Sie erkennen vertraute Menschen nicht mehr, oder verwechseln sie. Ihre Sprache wird einfacher, oft wiederholen sie die immer gleichen Sätze. Sie verirren sich selbst in vertrauter Umgebung.

Im Endstadium der Krankheit sind die Betroffenen komplett auf Pflege angewiesen, sie verlieren die Kontrolle über ihren Körper und sind nicht mehr in der Lage, neue Informationen zu speichern oder überhaupt zu verarbeiten. Ihre Umgebung nehmen Alzheimer Patienten in diesem Stadium der Erkrankung kaum noch wahr. Das Ende ist ein unwürdiger und vorzeitiger Tod.

Essen gegen Alzheimer - mit einer fettarmen, vollwertigen und überwiegend pflanzlichen Ernährung ist es möglich, Alzheimer vorzubeugen.
Vergesslichkeit & Desorientierung sind die Hauptsymptome von Alzheimer

Die Ursachen der Alzheimer-Demenz

Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht völlig verstanden. Kennzeichnend für Alzheimer ist ein Untergang von Nervenzellen und eine gestörte Kommunikation der Nervenzellen untereinander. Im Gehirn von Alzheimer Patienten finden sich Eiweißablagerungen, die verantwortlich sein könnten für den Untergang der Nervenzellen, jedoch finden die sich auch bei völlig Gesunden. Was allerdings typisch ist für Alzheimer, sind Entzündungen im Bereich der Eiweißablagerungen. Der Körper versucht sich gegen die Eiweiß-Plaque zu wehren und zerstört dabei auch gesundes Gewebe.

Risikofaktoren für Alzheimer

Auch wenn die genaue Ursache für Alzheimer nicht bekannt sind, gilt das nicht für die Risikofaktoren. Der größte Risikofaktor ist das Alter – je älter, desto größer das Risiko an Alzheimer zu erkranken. Der zweitgrößte Risikofaktor sind Begleiterkrankungen. Diabetes, ein erhöhter Cholesterinspiegel, Bluthochdruck sowie Arteriosklerose erhöhen das Risiko dramatisch.

Therapie der Alzheimer-Demenz

Trotz unzähliger Studien mit neuen Wirkstoffen gibt es momentan keine Therapie für Demenz. Abgestorbene Nervenzellen zurück zum Leben zu erwecken ist unmöglich. Auch wenn Pharmafirmen inzwischen Medikamente entwickelt haben, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können, profitieren davon nur Patienten, die sich noch in einem sehr frühen Stadium befinden.

Jedoch gibt es jede Menge Möglichkeiten, die Erkrankung vorzubeugen.

Prävention von Alzheimer

Die WHO nennt folgende Punkte, wie man Alzheimer vorbeugen kann:

  • regelmäßige Bewegung und Sport
  • nicht Rauchen
  • kein Missbrauch von Alkohol
  • das ideale Gewicht beibehalten
  • gesunde Ernährung
  • ein normaler Blutdruck
  • normale Cholesterin- und Blutzuckerwerte

Die letzten fünf Punkte betreffen die Ernährung. Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und ein zu hoher Blutzuckerspiegel lassen sich durch eine gesunde Ernährung vermeiden. Auch der Konsum von Alkohol gehört natürlich zur Ernährung – hier gilt, je weniger, desto besser.

Eine Therapie für Alzheimer gibt es bislang nicht, aber mit einer fettarmen, vollwertigen und überwiegend pflanzlichen Ernährung kann man die Erkrankung sehr effektiv vorbeugen.
Therapien für Alzheimer gibt es nicht, aber die Krankheit lässt sich sehr effektiv vorbeugen

Arteriosklerose als treibende Kraft

Nach dem Tod von Auguste Deter nahm Alois Alzheimer eine Biopsie ihres Gehirns vor, und er beschrieb als erster die typischen Eiweißablagerungen. Er beschrieb jedoch auch arteriosklerotische Veränderungen der Hirngefäße – sie waren stark verkalkt.

Arteriosklerose, die Verkalkung der Blutgefäße durch Ablagerung von Cholesterin, ist der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer. Bei Autopsien von Alzheimer-Patienten wurden besonders viel Cholesterinablagerungen in den Gehirngefäßen gefunden. Es gibt einige Experten, die Alzheimer deshalb sogar als Erkrankung der Gefäße betrachten.

Eine cholesterinreiche Ernährung hat also nicht nur einen Affekt auf die Arterien in unserem Körper, sondern auch auf die im Gehirn. Eine sehr effektive Möglichkeit, den Cholesterinspiegel zu senken, ist einfach keine cholesterinhaltige Lebensmittel zu essen, oder sie zumindest zu minimieren. Dazu gehören Fleisch, Geflügel, Fisch, Ei, und Milchprodukte.

Die Rolle der Gene

Es gibt ein Gen, welches das Risiko für Alzheimer erhöht – das Apoliprotein E4, oder kurz ApoE4. Einer in sieben hat eine Variante dieses Gens, das ihn anfällig macht für diese Erkrankung. Wenn man es von der Mutter erbt, erhöht sich das Risiko um das dreifache, wenn man das Gen von beiden Eltern erbt,  hat man ein neunfach höheres Risiko. Das Gen ApoE4 ist dafür verantwortlich, dass im Körper ein Protein hergestellt wird, das Cholesterin ins Gehirn transportiert. Die ApoE4 Variante, die das Risiko für Alzheimer erhöht, transportiert mehr Cholesterin ins Gehirn, und triggert möglicherweise das Ausbrechen der Krankheit.

Trotzdem hat gerade das Land, in dem diese Genvariante am häufigsten vorkommt – Nigeria – eine der niedrigsten Alzheimer-Raten überhaupt. Der Grund dafür ist, dass die Nigerianer sehr wenig Cholesterin zu sich nehmen, da ihre Ernährung primär aus aus Vollkorngetreide und Gemüse besteht. Mit einer gesunden Ernährung kann man die Gene also übertrumpfen.

Alzheimer ist in erster Linie eine Gefäßerkrankung, hervorgerufen durch Cholesterinablagerungen in den Hirngefäßen
Alzheimer ist in erster Linie eine Gefäßerkrankung, hervorgerufen durch Cholesterinablagerungen in den Hirngefäßen

Diabetes als Risikofaktor für Alzheimer

Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen Diabetes und Alzheimer herausgefunden – Diabetiker haben ein ungleich größeres Risiko an Demenz zu erkranken als Nichtdiabetiker. Das Gleiche trifft für das Metabolische Syndrom zu, eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes. Was vollkommen Sinn macht, da der Diabetes nicht nur eine Stoffwechselerkrankung ist, sondern gleichzeitig auch eine Gefäßerkrankung ist. Schlecht eingestellte Blutzuckerwerte führen zu einer Verkalkung der Blutgefäße, und damit zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, und Demenz. Einige Mediziner bezeichnen Alzheimer sogar als Diabetes Typ 3.

Essen gegen Alzheimer

Arteriosklerose kann mit einer vollwertigen, fettarmen, überwiegend pflanzlichen Ernährung vorgebeugt werden. Das geringste Risiko für Alzheimer haben Menschen, die im ländlichen Indien leben – dort besteht die Nahrung traditionell überwiegend aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Gemüse. Sich überwiegend pflanzlich zu ernähren reduziert das Risiko für Alzheimer dramatisch, da pflanzliche Lebensmittel grundsätzlich cholesterinfrei sind.

Ballaststoffe sind in der Lage, Cholesterin im Darm zu binden, und zwar sowohl  das Cholesterin in unserer Nahrung, also körpereigenes Cholesterin, das mit den Gallensäuren in den Darm gelangt. Ballaststoffe finden sich nur in pflanzlichen Lebensmitteln.

Antioxidantien sind ein weiterer Faktor, der vor Demenz schützen kann. Je höher der Anteil an sekundären Pflanzenstoffen in der Nahrung, und je geringer der Anteil an tierischen Fetten, desto geringer das Risiko für Demenz. Besonders Beeren und grünes Gemüse haben einen schützenden Effekt auf unsere Hirngefäße.

Pflanzliche Lebensmittel schützen vor Alzheimer
Pflanzliche Lebensmittel schützen vor Alzheimer

Fazit

Ob wir im Alter Alzheimer entwickeln oder nicht, liegt zum Großen Teil in unseren Händen. Eine cholesterinreiche, fettreiche Ernährung fördert das Ausbrechen der Krankheit. Eine überwiegend pflanzliche, fettarme und ballaststoffreiche Ernährung dagegen kann sie sehr effektiv vorbeugen. Die für Alzheimer typischen Eiweißablagerungen im Gehirn entstehen schon Jahrzehnte vor dem Auftreten der Demenz. Es ist also nicht egal, was wir in jungen Jahren oder im mittleren Alter essen. Wie wir alt werden – ob wir noch in der Lage sind, uns selbst zu versorgen, und ein selbstbestimmtes Leben zu führen, liegt größtenteils in unserer Hand – beziehungsweise auf unserem Teller.

 

 

 

 

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