Laut dem Milch Industrie Verband trinkt jeder Deutsche im Schnitt 50,6 l Milch im Jahr, verzehrt 30,9 kg Sauermilch-und Milchmischerzeugnisse, und isst zusätzlich 24,1 kg Käse. Dazu kommen 5,8 kg Butter und 5,6 kg Sahne. Zusammengerechnet kommt man auf über 100 kg Molkereierzeugnisse im Jahr.
Die meisten kaufen Milch, weil sie denken, sie tun sich und ihrer Familie damit etwas Gutes – da hat die Werbemaschinerie mal ganze Arbeit geleistet. Leider ist genau das Gegenteil der Fall. Kuhmilch ist das richtige Lebensmittel für ein kleines Kalb, aber nicht für einen Menschen, egal ob klein oder groß. Sie enthält nämlich eine Reihe von Substanzen, die bei uns Krankheiten hervorrufen können.
In Deutschland leben übrigens 4,1 Millionen Milchkühe. Dass die kein schönes Leben haben, versteht sich von selbst. Und dass die Haltung von Milchkühen zu einem nicht unerheblichen Teil zur Emission von Treibhausgasen beiträgt, auch. Aber in diesem Artikel soll es nur um die gesundheitlichen Konsequenzen unseres Hungers nach Milchprodukten gehen.
Milchprodukte und Krebs
Kälber wachsen ungefähr 40 mal so schnell wie Menschenbabies, und das hat etwas mit den Wachstumsfaktoren zu tun, die in der Kuhmilch enthalten sind. Milch erhöht bei Menschen den Spiegel von IGF-1, einem Wachstumshormon, das nicht nur gesunde Zellen zum Wachstum anregt.
Der Link zwischen Prostatakrebs und dem Konsum von Milchprodukten ist inzwischen recht gut belegt. Männer, die mehr als 2,5 Portionen Milchprodukte zu sich nehmen, haben ein um 34% höheres Risiko an Prostatakrebs zu erkranken als Männer, die weniger als eine halbe Portion am Tag essen. Täglicher Milchkonsum während der Pubertät erhöht das Risiko für Prostatakrebs sogar um 320%.
Wie sieht es aber mit anderen Krebsarten aus? Kuhmilch enthält Östrogene, die im Verlauf der Schwangerschaft ansteigen. Da Kühe heute bis in die Spätschwangerschaft gemolken werden, ist die Östrogenkonzentration in Kuhmilch deutlich höher als noch vor 50 Jahren. Östrogene können die Entstehung von Brustkrebs fördern, mehr darüber kannst du in dem Blogpost Ernährung und Brustkrebs nachlesen.
Eine schwedischen Studie über den Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Eierstockkrebs fand bei Frauen, die mehr als 4 Portionen Milchprodukte am Tag zu sich nahmen, ein doppelt so hohes Risiko an einem Ovarialkarzinom zu erkranken als Frauen, die weniger als 2 Portionen am Tag aßen. Milch hatte im Vergleich zu anderen Milchprodukten den größten Einfluss auf das Krebsrisiko.
Ein hoher Östrogenlevel kann zu einer verfrüht einsetzenden Pubertät führen. Mit jedem Jahr, um das man die Einsetzung der Regelblutung verzögern kann, sinkt das Brustkrebsrisiko um 7%. Mädchen sollten also möglichst früh auf pflanzliche Alternativen zu Kuhmilch umsteigen, idealerweise Sojamilch, die durch ihren hohen Isoflavongehalts vor Brustkrebs schützt; Sojaeiweiß senkt darüber hinaus den IGF-1-Spiegel.
Milchprodukte und Akne
Akne ist eine unangenehme und unerwünschte Begleiterscheinung des Erwachsenenwerdens. In Industrieländern sind bis zu 85% der Teenager davon betroffen und mehr als die Hälfte der Erwachsenen in den 30ern. In traditionellen Kulturen, in denen keine Milchprodukte konsumiert werden, ist diese Hauterkrankung dagegen unbekannt.
Der Hauptkrankheitsmechanismus bei Akne ist die vermehrte Talgproduktion. Gefördert wird die Talgproduktion durch eine Reihe von Hormonen und Wachstumsfaktoren – und da Milch Östrogene enthält, die den IGF-1-Spiegel erhöhen, fördert sie auch Akne. Eine Studie unter Teenagern fand einen direkten Zusammenhang zwischen der konsumierten Menge von Milch und dem Schweregrad der Hautprobleme.
Anerkannt ist inzwischen auch die Rolle von mTOR1 bei der Entstehung von Akne. Dieser Proteinkomplex kurbelt die Talgproduktion an und fördert Entzündungen. Der mTOR1- Spiegel steigt beim Konsum von Zucker und Milchprodukten.
Ein weiterer Faktor, der zu einer Verschlimmerung des Hautbildes beiträgt, ist Fett. Je weniger Fett, desto besser. Nach einer Umstellung auf eine überwiegend pflanzliche, fettarme Ernährung verbessert sich das Hautbild relativ schnell.
Milchprodukte und Osteoporose
Milch wird mit starken Knochen gleich gesetzt. Es gibt jedoch keinerlei wissenschaftlichen Beleg dafür, dass der Konsum von Milchprodukten zu dichteren Knochen führt. Tatsächlich treten in den Ländern, in denen am meisten Milchprodukte konsumiert werden, am meisten Frakturen auf.
In einer schwedischen Studie hatten die Frauen, die am meisten Milch tranken, ein höheres Risiko vorzeitig zu sterben, ein höheres Risiko für Frakturen (besonders Hüftfrakturen), für Krebs und für Herz-Kreislauferkrankungen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Galaktose (ein Bestandteil des Milchzuckers) verantwortlich ist für diesen Effekt.
Es gibt eine viel effektivere Möglichkeit die Knochen zu stärken: regelmäßige Bewegung und Belastung (durch Sport zum Beispiel) fördert den Einbau von Calcium in die Knochen. Milch brauchen wir dafür nicht.
Milchprodukte und Typ-1-Diabetes
Im Gegensatz zum Typ-2-Diabetes ist der Typ-1-Diabetes nicht heilbar, da das eigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Man spricht darum auch von einer Autoimmunerkrankung.
Es ist nicht ganz klar, warum der Körper eigenes Gewebe angreift, aber man geht davon aus, dass bestimmte Milchproteine Ähnlichkeit haben mit den Proteinen der insulinproduzierenden Zellen des Pankreas. Eine Reaktion auf das Milchprotein führt deshalb ebenfalls zu eine Attacke auf die Bauchspeicheldrüse.
Federführend auf diesem Forschungsgebiet ist Finnland, wo die meisten Fälle von Typ-1-Diabetes auftreten. Laut der finnischen Studien hat langes Stillen hat einen schützenden Effekt vor Typ-1-Diabetes, die frühe Zufütterung mit Ersatzmilch auf der Basis von Kuhmilcheiweiß dagegen erhöht das Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken.
Milchprodukte und Verstopfung bei Kindern
Verstopfung ist ein weit verbreitetes Problem nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch schon bei den Kleinsten. Die Ursachen sind vielfältig: zu wenig Ballaststoffe, zu wenig Flüssigkeit, zu wenig Bewegung. Aber auch eine Allergie auf Kuhmilch kann eine Verstopfung bei Kindern auslösen.
Berichtet wurde darüber in der wissenschaftlichen Literatur zum ersten Mal in den 50er Jahren (leider ist der Volltext nicht frei zugänglich) von Norman W. Clein. Inzwischen wurden eine ganze Reihe von Studien durchgeführt, die zeigten, dass eine milchfreie Ernährung Verstopfung bei Kleinkindern heilen kann, besonders wenn sie nicht auf Abführmittel ansprechen.
Fazit
Entgegen der landläufigen Meinung ist Kuhmilch bei weitem kein gesundes Lebensmittel. Die in der Kuhmilch enthaltenen Wachstumsfaktoren können das Wachstum von Krebszellen fördern und Akne auslösen.
Milchzucker steht im Verdacht, die Entkalkung von Knochen und damit Osteoporose zu fördern. Bei Kindern kann der Konsum von Milch chronische Verstopfung auslösen und Typ-1-Diabetes triggern.
Wenn man bedenkt, unter welchen bedauernswerten Zuständen Milchkühe in der Massentierhaltung leben, und wieviele pflanzliche Milch-Alternativen es heutzutage gibt, macht der Konsum von Kuhmilch überhaupt keinen Sinn.
Gute Alternativen sind Sojamilch, Reismilch, Hafermilch, Cashewmilch, oder Reismilch. Einen Überblick über die 6 besten Milchalternativen findest du hier.