Das Thema Brustkrebs mag uns weit weg erscheinen, aber wenn man bedenkt, dass derzeit eine von 8 Frauen im Laufe ihres Lebens daran erkrankt, dann ist es doch ganz nah. Brustkrebs ist in den Industrieländern die mit Abstand häufigste Krebserkrankungen bei Frauen (ca. 30% aller Krebsfälle), und jedes Jahr kommen in Deutschland 70.000 neue Patientinnen dazu.
Brustkrebs muss nicht zwingend ein Todesurteil sein – die Überlebenschancen sind heute sehr gut, wenn er rechtzeitig entdeckt wird. Die Medizin hat in den letzten Jahrzehnten unglaubliche Fortschritte gemacht, was die Früherkennung und die Therapie angeht. Aber wäre es nicht besser, wenn der Brustkrebs gar nicht erst entstehen würde – oder sich Brustkrebszellen so langsam vermehren würden, dass wir niemals klinische Symptome zeigen?
Tatsächlich tragen sehr viele Frauen zum Zeitpunkt ihres Todes Brustkrebszellen in sich. Die meisten von ihnen sterben aber nicht daran. Vom Zeitpunkt des Entstehens der ersten mutierten Brustkrebszelle bis zur Diagnose vergehen nicht selten 40 Jahre und mehr.
Die Verdoppelungsrate von Brustkrebszellen liegt irgendwo zwischen zwei und 100 Jahren. Aus ein paar Krebszellen kann innerhalb weniger Jahre ein invasiver, lebensbedrohlicher Krebs entstehen. Genauso gut kann es aber sein, dass der Krebs niemals Probleme macht, weil er sehr langsam wächst.
Wir haben nur wenig Einfluss auf das Auftreten solcher Mutationen. Aber wir haben einen Einfluss darauf, wie schnell (oder langsam) der Brustkrebs wächst. Das Ziel kann es also nur sein, das Wachstum von vorhandenen Brustkrebszellen so stark zu verlangsamen, dass sie niemals behandlungsbedürftig werden.
Darum geht es in diesem Post:
Risikofaktoren für die Entstehung von Brustkrebs
Das American Institute for Cancer Research (AICR) ist eines der führenden Autoritäten auf dem Gebiet Ernährung und Krebs. Laut ihrer Empfehlungen ist es möglich, dass Risiko für postmenopausalen Brustkrebs um 62% zu senken, wenn wir drei Risikofaktoren minimieren: den Alkoholkonsum, den Konsum von tierischen Lebensmitteln, und Übergewicht.
Alkohol und Brustkrebs
Eine Querschnittstudie, die 2013 durchgeführt wurde, ergab selbst bei mäßigem Alkoholkonsum (maximal 1 Glas pro Tag) ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Nicht Alkohol selbst ist krebserregend, sondern das Abbauprodukt Acetaldehyd, das bereits im Mund entsteht. Actetataldehyd ist sehr reaktionsfreudig und geht leicht Bindungen zu anderen Molekülen in unserem Körper ein, auch mit unserer Erbsubstanz. Dadurch entstehen schneller Mutationen.
Darüber hinaus wirkt sich Alkohol auf die Menge und Wirkung verschiedener Hormone aus, wie zum Beispiel dem Östrogen. Alles, was den Östrogenspiegel ansteigen lässt, erhöht das Risiko für Brustkrebs, denn Östrogen fördert das Wachstum von Brustkrebszellen (zumindest bei östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs).
In der Nurses Health Study, in der seit mehreren Jahrzehnten der Gesundheitszustand von über 80.000 Krankenschwestern in den USA erfasst wird, zeigt sich ein deutlicher Trend: Gegenüber Frauen, die keinen Alkohol trinken, ist das Brustkrebsrisiko bereits ab einem täglichen Konsum von 5 bis 10 Gramm Alkohol deutlich erhöht. Zehn Gramm Alkohol sind zum Beispiel in einem Achtelliter Wein enthalten.
Tierische Lebensmittel & Brustkrebs
Beim Konsum von tierischem Eiweiß steigt der IGF-1-Spiegel. IGF-1 ist ein Wachstumshormon, das nicht nur das Wachstum von gesunden Zellen anregt, sondern auch von Krebszellen.
Heterozyklische Amine fördern ebenfalls das Risiko für Brustkrebs. Diese Stoffe entstehen, wenn Muskelfleisch geröstet, gebraten, gebacken oder gegrillt wird. Kochen ist die einzige Zubereitungsmethode, bei der keine krebserregenden Substanzen entstehen. Je länger das Fleisch bei hohen Temperaturen erhitzt wird, desto mehr heterozyklische Amine entstehen.
Das Long Island Breast Cancer Study Project hat herausgefunden, dass die Frauen, die in ihrem Leben am meisten gegrilltes, oder geräuchtertes Fleisch gegessen haben, ein um 47% erhöhtes Risiko haben an Brustkrebs zu erkranken. Bei schon an Brustkrebs erkrankten Frauen erhöhte der Konsum von gegrilltem Fleisch die Sterblichkeit.
Cholesterin spielt ebenfalls eine zentrale Rolle beim Wachstum von Brustkrebs. In der Petrischale stimuliert Cholesterin das Wachstum von Brustkrebszellen. Das gleiche passiert auch im Körper – der Cholesterinspiegel fällt regelrecht ab, je größer der Krebs wird, da die Krebszellen das gesamte Cholesterin aufsaugen. Mit dem Absinken des Cholesterinspiegels steigt die Sterblichkeit – nicht weil das Cholesterin fehlt, der niedrige Spiegel ist lediglich ein Zeichen für das Wachstum und die Aggressivität des Brustkrebses.
Je höher der Cholesterinspiegel zu Beginn und im Verlauf der Brustkrebserkrankung ist, desto leichter ist es für den Krebs sich auszubreiten. Inzwischen wissen wir auch warum: 27-Hydroxycholesterol, ein Zwischenprodukt im Cholesterinstoffwechsel, wirkt wie Östrogen und fördert das Wachstum von östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs.
Übergewicht & Brustkrebs
Durch Übergewicht entsteht ein entzündungsförderndes Milieu, dass es Brustkrebszellen leicht macht, sich zu vermehren. Wenn sich überlaufende Fettzellen im Brustgewebe entzünden, eilen Immunglobuline herbei um die Entzündung zu stoppen. Da Fettzellen sehr viel größer sind als Immunzellen, gelingt das nicht. Stattdessen schüttet das entzündete Fettgewebe Wachstumshormone aus und Substanzen, die die Neubildung von Blutgefäßen fördern. Auf diese Weise vermehren sich Brustkrebszellen rasch.
Interessanterweise bietet ein BMI im Normbereich (unter 25) keinen zuverlässigen Schutz davor, dass sich Fettzellen in der Brust entzünden. Während sich bei über 90% der Frauen mit einem BMI über 30 entzündete Fettzellen in der Brust finden, sind es bei normalgewichtigen Brustkrebspatientinnen immer noch 25%. Forscher sprechen deshalb von „metabolic obesity“, also ein metabolisches Übergewicht ohne sichtbares äußeres Übergewicht. Besonders häufig findet sich dieses metabolische Übergewicht, wenn sich das Fett am Bauch ansammelt.
Die entzündeten Fettzellen erhöhen nicht nur entzündungsfördernde Faktoren, sie fördern auch die Ausschüttung von Aromatase. Dieses Enzym wandelt Testosteron in Östrogen um und erhöht damit den Östrogenspiegel. Auch dieses Östrogen fördert das Wachstum von Brustkrebszellen. Eine Entzündung der Fettzellen geht immer einher mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel, einem erhöhten Insulinspiegel und Insulinresistenz einher – die klassischen Symptome des metabolischen Syndroms.
Schützende Faktoren
Genauso wie es Risikofaktoren gibt, existieren natürlich auch schützende Faktoren. Die Medizin konzentriert sich auf Früherkennung und das Verabreichen von Medikamenten, die die Östrogenproduktion reduzieren. Dabei kann man über die Ernährung eine ganze Menge tun, um das Wachstum von Tumorzellen zu verlangsamen.
Ballaststoffe
Der Konsum von ausreichend Ballaststoffen kann das Brustkrebsrisiko senken. Die Yale Universität hat die Ernährungsgewohnheiten von Frauen untersucht, die mit Brustkrebs diagnostiziert wurden und mit den Ernährungsgewohnheiten von Frauen verglichen, die keinen Brustkrebs haben. Sie fanden heraus, dass einige Frauen mit Brustkrebs deutlich weniger Ballaststoffe zu sich nahmen als Frauen ohne Krebs. Auch andere Studien zeigten ähnliche Ergebnisse. Das Brustkrebsrisiko sinkt laut diesen Studien pro 20 g Ballaststoffe am Tag um 15%.
Dieser Effekt wird aber erst wirksam, wenn mindestens 25 g Ballaststoffe am Tag gegessen werden. Laut der Nationalen Verzehrsstudie II liegt der durchschnittliche Ballaststoffverzehr in Deutschland liegt bei 25 g (Männer) bzw. 23 g (Frauen). Wer sich überwiegend pflanzlich, vollwertig und fettarm ernährt, nimmt mindestens 60 g Ballaststoffe zu sich.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Die Frage ist, ob es wirklich nur die Ballaststoffe allein sind, die den schützenden Effekt haben, oder ob die Menge der aufgenommenen Ballaststoffe nicht auch die Ernährungsgewohnheiten generell spiegeln. Ballaststoffe finden sich ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln – viele Ballaststoffe bedeuten immer viel Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte. Wer dagegen viele tierische Produkte konsumiert, bei dem ist die Ballaststoffzufuhr gering. Wir wissen, dass viele sekundäre Pflanzenstoffe in der Lage sind, Zellen vor Mutationen zu schützen.
Besonders die Antioxidantien, die sich in der Schale von Äpfeln befinden, haben einen schützenden Effekt vor Brustkrebs. Laut einer Studie hatten Frauen, die täglich Äpfel aßen, ein um 24% geringeres Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Die Antioxidantien befinden sich besonders in der Schale von Äpfeln, da sie das Fruchtfleisch vor der Oxidation schützen. In der Petrischale ist der Extrakt von Äpfelschalen nicht nur in der Lage die Entstehung von Brustkrebs zu verhindern, sondern auch das Wachstum von Brustkrebszellen zu verlangsamen. Verwendet wurden für diese Studie Bio-Äpfel – die es ja auch schon beim Discounter gibt.
Kreuzblütler-Gemüse
Ein reichlicher Verzehr von Obst und Gemüse senkt grundsätzlich das Risiko für Krebserkrankungen. Allerdings gibt es einige Gemüsesorten, die besonders vor Brustkrebs zu schützen scheinen. Es handelt sicher hierbei um Gemüsesorten, die zu den Kreuzblütlern gehören, wie z. B. Brokkoli, Rosenkohl, Rettich, Blumenkohl, Kohlrabi, oder Rucola. Der schützende Effekt kommt sehr wahrscheinlich dadurch zustande, dass diese Gemüsesorten Substanzen enthalten, die unsere Leber bei der Entgiftung von krebserregenden Stoffen unterstützen.
Was, wenn der Krebs aber schon da oder in Remission ist? Auch dann schützt grünes Gemüse. Wissenschaftlicher haben während der letzten 10 Jahre herausgefunden, dass sich im Brustgewebe besonders viele Stammzellen befinden. Während einer Schwangerschaft wandeln sich diese Stammzellen in Milchdrüsen um. Wenn sich in diesen Stammzellen Krebs entwickelt, dann ist die Therapie besonders schwierig. Selbst in Patienten, die nach einer Brustkrebserkrankung jahrzehntelang krebsfrei sind, kann der Krebs wieder ausbrechen, wenn er in den Stammzellen schlummert.
Hier kommt Senföl ins Spiel, ein sekundäre Pflanzenstoff, der besonders reichlich in Brokkoli und Kohlgemüse enthalten ist. In der Petrischale ist Senföl in der Lage Tumorzellen am Wachstum zu hindern. Es ist noch nicht ganz klar, ob das auch in unserem Körper funktioniert. Aber Studien haben bewiesen, dass sich das Senföl aus Kohlgemüse in Brustkrebszellen anreichert. Nach einer kanadischen Studie soll der regelmäßige Verzehr von Brokkoli und Blumenkohl das Krebswachstum um 50% verringern. Ich finde, das klingt sehr vielversprechend!
Leinsamen
Leinsamen enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die als Lignane bezeichnet werden. Die gehören zu den sogenannten Phytoöstrogenen, die unseren Östrogenen im Aufbau sehr ähnlich sind. Sie binden im Körper an Östrogenrezeptoren. Östrogen ist, wie schon mehrfach erwähnt, ein Hormon das bei einem hormonrezeptor-positivem Krebs (das sind 2/3 aller Fälle) Brustkrebszellen wachsen lässt.
Da Frauen Östrogene produzieren solange sie einen Eisprung haben, ist es unausweichlich, dass Brustkrebszellen Östrogenen ausgesetzt sind. Es sei denn, wir essen Phytoöstrogene – sie binden sich an die Östrogenrezeptoren der Brustkrebszelle und verhindern so das Andocken von Östrogenen. Hormonunabhängig verhindern Lignane ebenso wie die Bildung von neuen Blutgefäßen, die den Tumor mit Nährstoffen versorgen könnten.
In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass Lignane auch bei schon bestehender Brustkrebserkrankung das Sterblichkeitsrisiko senken. Über welche Dosis sprechen wir hier? Ein bis zwei Teelöffeln gemahlene oder geschrotete Leinsamen sind ausreichend – aus den ganzen Samen kann unser Darm die Lignane nicht herauslösen. Und bei Leinsamen ist es immer empfehlenswert sie in Bioqualität zu kaufen, da sie die Eigenschaft haben, sich mit dem Schwermetall Cadmium anzureichern.
Soja
Sojaprodukte werden seit Jahren kontrovers im Zusammenhang mit Brustkrebs diskutiert. Fakt ist aber, dass in Ländern, in denen besonders viel Soja konsumiert wird, die Brustkrebsrate ebenfalls sehr niedrig ist.
Sojabohnen enthalten ebenfalls Phytoöstrogene, sogenannte Isoflavone. Genau wie die Lignane docken die Phytoöstrogene an die Östrogenrezeptoren an verhindern das Andocken des viel schädlicheren körpereigenen Östrogens. Unzählige klinische Studien sind zu diesem Thema in den letzten Jahren durchgeführt worden und alle kommen zum gleichen Ergebnis: der Konsum von Sojaprodukten schützt vor Brustkrebs und bei senkt die Sterblichkeit bei schon bestehendem Brustkrebs. Jeder, der etwas anderes erzählt, hat sich nicht intensiv genug mit dem Thema beschäftigt.
Fazit Ernährung und Brustkrebs
- Brustkrebszellen entstehen durch Mutationen, häufig schon in jungen Jahren
- die Geschwindigkeit, mit der Brustkrebszellen wachsen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig
- der Verzehr von tierischem Eiweiß, insbesondere gegrilltem Fleisch, der Konsum von Alkohol und Übergewicht fördern das Wachstum von Brustkrebszellen
- der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln, die reich an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen sind, verlangsamt das Wachstum von Brustkrebs
- die Lignane in Leinsamen und die Isoflavone in Sojabohnen schützen ebenfalls vor Brustkrebs, bzw. verlangsamen das Wachstum
- mit einer überwiegend pflanzlichen, vollwertigen und fettarmen Ernährung lassen sich Mutationen in Schach halten, so dass der Brustkrebs niemals behandlungsbedürftig werden muss